Deutsche Radiologie in Zahlen

Arztstatistik

In Deutschland sind laut Bundesärztekammer Ende 2022 421.303 (vgl. u.a. Quellen) Ärzte berufstätig, darunter 9.696 (2,3%) mit radiologischer Facharztausbildung (inkl. Kinder-, Neu-roradiologen). Sie verteilen sich nach Abzug sonstiger Bereiche (584) zu jeweils etwa der Hälfte auf die Krankenhäuser (4.664) und die niedergelassenen Praxen (4.448). Unter den Krankenhausradiologen sind auch 177 in Krankenhaus und Praxis bzw. ermächtigt enthalten. Die 4.448 niedergelassenen Radiologen, davon 1.797 selbstständig und 2.651 angestellt, machen zusammen mit den 177 in Krankhaus und Praxis tätigen Vertragsärzten knapp 3% der insgesamt 169.000 (KBV nennt 154.000) vertragsärztlich zugelassenen Ärzte aus. An dem geringen Anteil ändert auch das Wachstum von knapp 21% Prozent (alle Ärzte: 12%) in den letzten acht Jahren nichts Wesentliches. Auch im stationären Bereich hat die Anzahl an Radiologen zugenommen, von 2014 bis 2022 um 28%. Das Wachstum bedeutet aber nicht unbedingt mehr ärztliche Kapazität, da zunehmend mehr ÄrztInnen in Teilzeit arbeiten.

Quelle:https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Ueber_uns/Statistik/AErztestatistik_2022_09062023.pdf, abgerufen 19.04.2024

Quelle:
https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/pdf-Ordner/Statistik2014/Stat14AbbTab.pdf, abgerufen 19.04.2024

Die 3% niedergelassenen Radiologen verantworten zusammen mit ihren strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Kollegen im Jahr 2020 mit 2,76 Mrd. € 6,9% der ärztlichen GKV-Gesamtvergütung von 40 Mrd. €. Die Gesundheitsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) weisen gegenüber der BÄK-Statistik leichte Unterschiede auf (vgl. KBV 2023). Von insgesamt 4.605 Radiologen haben 1.409 den Status eines Vertragsarztes, 1.749 sind als Angestellte in MVZ, 833 angestellt in freiberuflicher Praxis und 588 als ermächtigte Krankenhausärzte tätig.

Quelle: https://gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/16399.php, abgerufen 19.04.2024

Laut BÄK sind 37% der Radiologen (49% bei allen Ärzten) weiblich, 63% männlich, was sich im Zuge der sogenannten Feminisierung der Medizin ändern wird.

Quelle: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Ueber_uns/Statistik/AErztestatistik_2022_09062023.pdf, abgerufen 19.04.2024

Die o.g. 1.797 niedergelassen-freiberuflichen Radiologen sind älter als ihre 4.664 Krankenhauskollegen (in Klammern): 35% (17%) sind über 60 Jahre und 75% (40%) über 50 Jahre, was im Zuge der Verrentung der „baby boomer“ zu großen Nachwuchsproblemen führen wird.

Quelle: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Ueber_uns/Statistik/AErztestatistik_2022_09062023.pdf, abgerufen 19.04.2024

Krankenhausradiologie

Von den laut statistischem Bundesamt knapp 1.900 Krankenhäusern in Deutschland betrei-ben weniger als 650 eine eigene radiologische Fachabteilung mit 2022 insgesamt 1.600 CT- und 1.100 MRT-Geräten (vgl. destatis 2021). Die Verzahnung zwischen ambulantem und stationärem Sektor nahm in den letzten Jahren zu, auch weil insbesondere Privat-Kranken-häuser vermehrt Arztsitze kauften und in eigene MVZ überführten. Schon 2013 betrieben 21% der Krankenhäuser über 50 Betten eine outgesourcte Radiologie (vgl. DKI 2013). So be-stehen derzeit schätzungsweise ca. 400 Kooperationen zwischen Krankenhäusern und nie-dergelassenen radiologischen Praxen und MVZ. Die Kooperationsmöglichkeiten reichen da-bei von der teleradiologischen Betreuung über den Praxisstandort am Krankenhaus oder die Großgerätekooperation (Co-Sourcing) bis hin zur eigenen Praxis in den Krankenhausräumen mit vollständiger Übernahme der Abteilung (Outsourcing).

Quelle: Grunddaten der Krankenhäuser 2022 und 2021, https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/_inhalt.html#_uecw0znwm, abgerufen 19.04.2024

Versorgung

Betrachtet man die Versorgungsstrukturen der niedergelassenen Radiologie in Deutschland, so fallen einige regionale Verschiedenheiten ins Auge, die aufgrund der unterschiedlichen Dimensionen des Versorgungsauftrags (Bedarfsplanung) zustande kommen: 100.000 Ein-wohner werden in den Stadtstaaten (Hamburg, Bremen, Berlin) von 7-9 Radiologen versorgt und damit fast doppelt so viel wie die 4,5 Radiologen in den Flächenländern Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Die Versorgung mit Radiologen liegt 2022 in den Stadtstaaten bei über 220-230% und in dem letztplatzierten Baden-Württemberg nur bei im Mittel 130%. Der Bundesdurchschnitt liegt über alle Plangebiete hinweg bei etwa 150% gegenüber einem vor Jahrzehnten gemessenen Planbedarf.

Quelle: Zur Verteilung der Radiologen auf Bundesebene vgl. https://www.gesundheitsmarkt.de/anzahl-und-statistik-der-radiologischen-praxen-in-deutschland/, abgerufen 19.04.2024

sowie https://gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/17016.php, abgerufen 19.04.2024

Praxisstruktur

Richtet man den Blick auf die unterschiedlichen Praxisgrößen, so wird deutlich, dass die An-zahl der radiologischen Einzelpraxen stark rückläufig ist. Von den früher etwa 1.000 Radiolo-giepraxen in Deutschland sind 2019 nur noch 699 registriert, allerdings ohne MVZ, aber mit fachgleichen BAGs aus den Fachgebieten Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie (vgl. s.u. destatis 2019). Einzelpraxen gibt es nur noch 161. Die restlichen 538 sind Gemein-schaftspraxen. Vom statistischen Bundesamt werden allerdings nur noch 488 fachgleiche Radiologiepraxen erfasst, davon 161 Einzelpraxen und 326 fachgleiche Radiologenpraxen, hier ohne die vielen radiologischen Gemeinschaftspraxen, die auch Nuklearmedizin oder Strahlentherapie anbieten.

Quelle: Kostenstrukturstatistik im medizinischen Bereich – 2021 https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Dienstleistungen/Publikationen/_publikationen-innen-statistischer-bericht.html , abgerufen 19.04.2024

In den von Destatis erfassten 326 fachgleichen BAG sind durchschnittlich 3,8 Praxisinhaber tätig. Dazu kommen 2,3 angestellte Ärzte, insgesamt also etwas mehr als 6 Radiologen pro BAG im Durchschnitt. Vor zehn Jahren noch waren es durchschnittlich 3 Praxisinhaber je Pra-xis ohne angestellte Ärzte. Dass auf einen Praxisinhaber durchschnittlich 0,6 Angestellter kommt, zeigt an, dass der Anstellung von Ärzten auch im Rahmen von BAGs heute zuneh-mend mehr Bedeutung zukommt, sei es über Sitzteilung oder über eine Nachbesetzung freiwerdender Sitze mit angestellten Radiologen.

Bezogen auf die statistische Grundgesamtheit von 488 Praxen kooperieren 35% mit einem Krankenhaus, also 171 Praxen. Wenn man insgesamt aber von 700 Praxen ausgeht, hätten 245 Praxen eine Kooperation mit einem Krankenhaus. Dazu kämen die nicht einbezogenen MVZ, die häufig eine oder sogar mehrere Krankenhauskooperationen unterhalten. Insofern kann die Zahl zu den oben genannten 400 Kooperationen passen.

Die sehr großen Praxen mit mehr als 10 KV-Sitzen sind in den Daten des statistischen Bun-desamtes vermutlich nicht oder nur unzureichend berücksichtigt, da mit der Größe der Praxis auch die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass neben den Radiologen auch Nuklearmediziner und/oder Strahlentherapeuten tätig sind und die Praxen als MVZ geführt werden.
Bei einer tendenziell sinkenden Vergütung der Einzelleistungen in kassenärztlichen Bereich und einer seit mehr als zwei Jahrzehnten unveränderten Gebührenordnung im Privatbereich hängt die Wirtschaftlichkeit radiologischer Einheiten vor allem auch von der Größe der Ein-richtung ab. Das treibt Konsolidierung und Industrialisierung voran. Gemäß KBV gab es Stand 31.12.2022 bereits 413 MVZ mit der Fachgruppe Radiologie. 1.927 Radiologen sind in diesen MVZ tätig, durchschnittlich 4,7 Radiologen pro MVZ (vgl. KBV 2023). Im Verhältnis zur An-zahl von radiologischen Praxen haben die MVZ aufgeholt, mit 4,7 Radiologen pro MVZ sind in diesen Einrichtungen aber durchschnittlich weniger Radiologen tätig als in BAGs.

Quelle: Kostenstrukturstatistik im medizinischen Bereich – 2021 https://www.kbv.de/media/sp/mvz-aktuell.pdf , abgerufen 19.04.2024

Derartig große Praxen sind mit mittelständischen Unternehmen vergleichbar: Sie beschäfti-gen oft bis zu 50 Mitarbeiter (teilweise sogar noch erheblich mehr), betreiben Geräte im Wert von teilweise weit über 10 Millionen Euro und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von bis zu 10 Millionen Euro! Dieser Wert übertrifft denjenigen einer einfachen Hausarztpra-xis um das Vielfache! Hier wird deutlich, dass die steigende Qualität bildgebender Verfahren zu einer Industrialisierung der Fachgruppe führt, wie sie sonst nur in der Industrie bekannt ist. Zudem sind bereits über ein Drittel der vor allem größeren Praxen und Praxisverbünde in der Hand von (Private Equity-) Investoren, die große bundesweite Radiologieketten daraus formen (vgl. nächster Abschnitt).

Geräte und Untersuchungen

In Deutschland gibt es laut OECD 2021 insgesamt knapp je 3.000 MRT- (2011: 2.000) und CT-Geräte. Gemäß BfS gab es 2014 2.600 CT-Geräte. Glaubt man an die o.g. Anzahl von Gerä-ten im Krankenhaus, stehen in der Niederlassung 1.900 MRT und 1.400 CT.

Die OECD gibt die Anzahl aller MRT- Untersuchungen 2021 in Deutschland mit 13,3 Mio. an. Das sind pro Kopf fast doppelt so viele wie im OECD30 Durchschnitt. CT-Untersuchungen belaufen sich auf sing. 13,5 Mio. und liegen pro Kopf unter dem Durchschnitt der OECD30.

Das Bundesamt für Strahlenschutz schreibt: „Die Häufigkeit von CT-Untersuchungen hat zwi-schen 2007 und 2018 stark zugenommen… Im ambulanten kassenärztlichen Bereich lag der Anstieg bei 25% und im stationären Bereich sogar bei über 80%. Während die überwiegende Mehrheit aller konventionellen Röntgenaufnahmen ambulant durchgeführt werden, finden etwa die Hälfte der CT-Untersuchungen im stationären Bereich statt. Eine erhebliche Zu-nahme der Untersuchungshäufigkeit ist übrigens auch bei der Magnetresonanztomographie (MRT), also einem Schnittbildverfahren, das keine ionisierende Strahlung verwendet, zu ver-zeichnen. Inzwischen ist die Anzahl von CT- und MRT-Untersuchungen nahezu gleich.“ (BfS)

Quelle: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-medizin/diagnostik/roentgen/haeufigkeit-exposition.html , abgerufen 19.04.2024

Zu ergänzen wäre, dass hier ambulanter und stationärer Bereich zusammengefasst werden. Stationär werden doppelt so viele CT- als MRT-Untersuchungen gemacht und ambulant deutlich mehr MRT als CT und viermal so viele MRT wie im Krankenhaus.

Die letzte Studie zu Radiologieuntersuchungen stammt aus 2009: Pro 1.000 Einwohner wur-den in Deutschland im Jahr 2009 gemäß der BARMER GEK-Studie (BARMER GEK Arztreport 2011) insgesamt 211 Schnittbilduntersuchungen durchgeführt. Dabei entfielen 114 Untersu-chungen auf den CT-Bereich und 97 Untersuchungen auf den MRT-Bereich. Mit diesem Po-tenzial liegt Deutschland bei der relativen Anzahl an MRT-Untersuchungen weltweit in einer Spitzenposition. 2016 erhielten 1.000 Einwohner bereits 142 MRT-Untersuchungen (11,8 Mi-o. Untersuchungen), die in den neun Jahren zuvor um 71% zunahmen.

In den radiologischen Praxen selbst stellt die Kernspintomographie mit mehr als 50 Prozent des Gesamtwertes der Untersuchung den größten Posten dar. Nach Benchmark der Curagita entfallen ein Drittel aller radiologischen Untersuchungen auf Kernspintomographien. Der Anteil an CT-Untersuchungen beläuft sich derzeit auf einen Wert von ca. 20% aller radiologi-schen Untersuchungen. Vor zehn Jahren lagen die prozentualen Verteilungen der Untersu-chungen bei ca. 6% Kernspintomographien und ca. 10% CT-Untersuchungen (bei Betrachtung aller radiologischer Untersuchungen). Die sich nun ein-gestellte Entwicklung hin zu deutlich mehr Kernspintomographien kann als durchaus positiv gewertet werden, da es sich hierbei um eine strahlenfreie Methode handelt, die weder CT- noch Röntgenleistungen aufweisen können.

Strahlenexposition

Zur Strahlenexposition schreibt das BfS 2024: 10% der Anzahl der CT-Untersuchungen ma-chen 68% der Strahlenexposition der Bevölkerung aus. Die 39% zahnmedizinischen Röntgen-untersuchungen nur 0,3%. Und die 7% Mammographien, insbesondere durch das Screening-Programm, 2%.