Hintergrundwissen Prostata
Was ist die Prostata
Größe und Lage der Prostata
Die Prostata (oder Vorsteherdrüse) gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Sie ähnelt in Form und Größe einer Kastanie, befindet sich im Becken direkt unter der Harnblase und umschließt dort die Harnröhre. Die Rückseite der Prostata grenzt an den Mastdarm (Rektum) und kann daher gut über den Enddarm abgetastet werden.
Funktion der Prostata
Die Prostata besitzt Ausführungsgänge in die Harnröhre und produziert ein Sekret, das sich bei der Ejakulation (Samenerguss) mit den Spermien vermischt. Dieses Sekret macht etwa 30 Prozent des Ejakulates aus und dient dazu, die Samenzellen beweglich zu halten – ohne Prostata ist „Mann“ daher nicht zeugungsfähig. Außerdem sorgt die Vorsteherdrüse gemeinsam mit dem Blasenschließmuskel dafür, dass das Sperma beim Samenerguss nicht in die Blase zurückfließt, sondern über die Harnröhre nach außen gelangt. Die Vorsteherdrüse wirkt wie ein Ventil und verhindert umgekehrt, dass Urin in die Samenwege gerät.
ERKRANKUNGEN DER PROSTATA
Beschwerden an der Prostata können verschiedene Ursachen haben.
Prostatitis
Eine Entzündung der Prostata – ob akut oder chronisch – bezeichnet man als Prostatitis.
Benigne Prostatahyperplasie (BPH)
Bei Männern mittleren bis höheren Alters verbreitet ist die benigne Prostatahyperplasie (BPH). So nennt man eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die oft zu Problemen oder Schmerzen beim Wasserlassen führt.
Prostatakarzinom
Mit mehr als 68.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland ist das Prostatakarzinom die häufigste bösartige Krebserkrankung bei Männern. Wie bei allen Krebsarten gilt: je früher das Stadium, in dem ein Karzinom entdeckt wird, umso besser die Heilungs- und Überlebenschancen des Patienten. Die Diagnosemöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch innovative Techniken verbessert. Das Prostatakarzinom wächst vielfach an mehreren Stellen der Prostata gleichzeitig, den sogenannten Tumorherden. Diese Tumorherde sind unterschiedlich aggressiv. Therapieentscheidend ist, neben dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, der aggressivste Herd. Dieser wird jedoch bei der herkömmlichen „blinden“ Gewebeentnahme nicht immer getroffen, besonders bei schwieriger Positionierung. Wird dabei aber ein anderer Tumorherd erfasst, kommt es zu einem Trugschluss und die Therapieentscheidung richtet sich nicht nach dem aggressivsten Tumorherd. Dies kommt in ca. 45 % der Fälle vor. Durch die genaue Lokalisation des aggressivsten Herdes mittels mpMRT sowie die Dokumentation durch den Radiologen kann dies vermieden werden und der Urologe kann die Gewebeentnahme gezielt steuern. So erhöht sich die Sicherheit der richtigen Gewebeentnahme und damit der Therapieentscheidung.
UNTERSUCHUNGSMETHODEN:
VOR- UND NACHTEILE DER DIAGNOSTIKMÖGLICHKEITEN
Digitale rektale Untersuchung (DRU)
Die digitale rektale Untersuchung (DRU) ist in der Regel die erste Untersuchung, die ein Urologe vornimmt. Da die Prostata (Vorsteherdrüse) direkt am Enddarm liegt, kann sie mit dem Zeigefinger (engl. digit, daher die Bezeichnung „digital“) rektal gut ertastet werden.
Blutuntersuchungen (z. B. PSA-Wert)
Der PSA-Test ist ein einfacher Bluttest. Eine geringe Menge Blut wird aus einer Armvene entnommen und für die PSA-Bestimmung an ein Labor geschickt. Das Ergebnis liegt in der Regel nach wenigen Tagen vor. Jeder Arzt kann die Blutabnahme für den Test vornehmen.
Ein erhöhter PSA-Wert kann auf ein Prostata-Karzinom hinweisen, es gibt jedoch auch andere Ursachen. Umgekehrt kann selbst bei normalem PSA-Wert ein Karzinom vorhanden sein – dieser Test allein kann somit nur der Ausgangspunkt für eine weitere abklärende Diagnostik sein.
Prostatabiopsie (Gewebeentnahme)
Bei der Gewebeentnahme (Biopsie) unterscheidet man zwischen der herkömmlichen stochastischen („blinden“) Biopsie und der gezielten Biopsie nach mpMRT. Die Prostatabiopsie ist ein Eingriff, der keinen stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus voraussetzt. Eine Narkose ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Die Biopsie erfolgt in der Regel über den Enddarm, neuerdings auch über die Dammregion. Zuvor wird mit einem speziellen Mittel die Schleimhaut örtlich betäubt und gleitfähig gemacht. Die Nadel zur Entnahme der Gewebeprobe ist innen hohl und wird mit dem Ultraschallgerät in den Enddarm geleitet.
Bei der herkömmlichen Biopsie werden nach festgelegtem Muster mehrere Gewebeproben entnommen. Mit der mpMRT wird die gezielte Gewebeentnahme aus den bei den Voruntersuchungen als auffällig erkannten Bereichen der Prostata angestrebt. Die Stellen der jeweiligen Probenentnahme werden dokumentiert, um sie nachfolgend bei der feingeweblichen Untersuchung richtig zuordnen zu können, was für die spätere Planung einer weiteren Behandlung wichtig ist.
Transrektaler Ultraschall (TRUS)
Der Unterschied zur „normalen“ Ultraschalluntersuchung besteht hauptsächlich in der Sonde, die in den Enddarm eingeführt wird. Diese Sonde ist wie ein abgerundeter Stift geformt und wird ca. 10 cm tief in den Enddarm eingeführt. Der Durchmesser beträgt nur 1 bis 2 cm, so dass die Untersuchung von fast allen Patienten – entgegen ihren ersten Befürchtungen – als völlig schmerzfrei empfunden wird. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten.
Mit dem TRUS können sowohl die Größe als auch die Beschaffenheit der Prostata beurteilt werden. Gegenüber einem Ultraschall über den Unterbauch besitzt der TRUS eine weitaus bessere Aussagekraft, weil die Ultraschallsonde in die unmittelbare Nähe der Prostata gebracht werden kann.
Bei modernsten Verfahren werden die Informationen, die aus der mpMRT gewonnen wurden, kognitiv oder technisch mit dem Ultraschall fusioniert, was die Treffsicherheit noch weiter erhöht.
Multiparametrische MRT (mpMRT) der Prostata
Die modernste Untersuchungsmethode zur Prostata-Diagnostik ist die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT), wie sie von den speziell geschulten und erfahrenen Radiologen im Qualitätsprogramm RaDiagnostiX durchgeführt wird. Die mpMRT vereint verschiedene Untersuchungssequenzen im MRT, welche die Tumorbiologie berücksichtigen, so dass anhand der erzeugten Bilder detaillierte Aussagen über Lage und Aggressivität eines Tumorherds in der Prostata getroffen werden können.
Anders als bei der Computertomographie werden zur Erzeugung der Bilder keine Röntgenstrahlen, sondern starke Magnetfelder eingesetzt. Besonders sinnvoll ist die MRT der Prostata bei Patienten mit erhöhtem PSA-Wert und/oder solchen, bei denen schon eine Biopsie (Probenentnahme) aus der Prostata erfolgt ist und kein Tumor gefunden werden konnte. Des Weiteren kann bei einem durch eine Biopsie gesicherten Prostatatumor eine Umfeldanalyse (Staging) stattfinden und ggf. zur Therapieentscheidung beitragen.