Mensch, Maschine und KI
Hoffnung hat immer etwas mit Zukunft zu tun. Die Zukunft in der Radiologie ist definitiv digital. Mit vielen Chancen! So sehen es Patienten gemäß einer 2020 durchgeführten Befragung von Bitkom Research unter 1.193 Personen in Deutschland. Diese ergab: 65 Prozent der Teilnehmer erkennen Potenzial für Patienten in digitalen Gesundheitsangeboten und fühlen sich dadurch aufgeklärter und informierter.
63 Prozent der in einer Parallelstudie befragten Ärzte sehen aufgrund digitaler Gesundheitsangebote einen Zeitgewinn, welchen sie und auch das medizinische Personal für die Patienten verwenden können. Ganz allgemein wird die Digitalisierung auch von 57 Prozent der befragten Mediziner als große Chance für das Gesundheitssystem erkannt.
Akzeptanz der Video-Sprechstunde wächst
Grundsätzlich steigt die Offenheit gegenüber digitalen Gesundheitsangeboten, wie die Studie am Beispiel Video-Sprechstunde darlegt. Laut Bitkom Research konnten sich im Jahresvergleich zu 2019 bereits 15 Prozent mehr Personen Video-Sprechstunden als Alternative zum Besuch in der Praxis vorstellen, nämlich 45 Prozent insgesamt. Dem gegenüber haben tatsächlich nur 13 Prozent der Befragten das Angebot bereits genutzt. Das sind immerhin auch acht Prozent mehr Patienten als noch in 2019, als gerade mal fünfzig von 1.005 Personen sich von Zuhause aus mit ihrem Arzt online austauschten. Nach den Gründen zum Besuch einer Video-Sprechstunde befragt, gaben die Patienten 2020 an, Infektionen mit dem Corona-Virus beim Arzt vermeiden zu wollen (85 Prozent), rasch zu einem ärztlichen Rat zu gelangen (54 Prozent) oder – als dritthäufigster Grund – sich mit anderen Krankheiten nicht anstecken zu wollen (41 Prozent). 26 Prozent der Patienten wählten diesen Weg zum Arzt, weil sie neugierig waren und die Erfahrung mit dem herkömmlichen analogen Prozedere vergleichen wollten. Das Resümee fällt überwältigend positiv aus. 81 Prozent der 124 Personen, die an einer Video-Sprechstunde teilnahmen, befürworteten laut Studie den Ausbau der Video-Sprechstunden und 91 Prozent würden dieses Format an Freunde und Familie empfehlen. Trotz fehlender Möglichkeiten, den Körper direkt abtasten zu können, gaben 56 Prozent an, der Arzt sei gut auf sie eingegangen.
Patienten in Deutschland sind demnach im Jahr 2020 gegenüber digitalen Gesundheitsangeboten offener geworden und haben diese auch vermehrt in Anspruch genommen. Der sich über viele Lebensbereiche erstreckende gesellschaftliche Lernprozess mit digitalen Kommunikationsformaten hat hier fruchtbaren Boden und positive Erfahrungswelten geschaffen.
Kann KI den Facharzt ablösen?
Wie sieht es aber aus, wenn nicht der Arzt, sondern eine künstliche Intelligenz befunden soll?
44 Prozent würden Zweitmeinung von einer Künstlichen Intelligenz einholen. Welchen Aussagen zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Medizin stimmen Sie zu?
64% Wenn eine KI Ärzten einfache Tätigkeiten abnimmt, haben diese mehr Zeit für ihre Patienten.
58% Computer mit KI analysieren Röntgenbilder schneller als Ärzte und sollten ihnen die Aufgabe abnehmen.
44% Ich würde mir regelmäßig eine Zweitmeinung von einer Künstlichen Intelligenz einholen.
43% Künstliche Intelligenz wird Ärzte in einzelnen Bereichen ersetzen.
33% Ich würde eine Diagnose eher von einer KI als von einem unerfahrenen Arzt stellen lassen wollen.
89% Unabhängig von der Leistungsfähigkeit einer KI würde ich immer die Diagnose durch einen Menschen bevorzugen.
Viele Vorteile werden erkannt, wenn der Facharzt von KI-Systemen unterstützt wird. Die Antworten zeigen: Wenn das intelligente System als Zweitmeinung oder als Teilmeinung zur Befundung durch den Arzt eingesetzt würde, sähe die Mehrheit der Befragten Vorteile für den Arzt und den Patienten. Auch wenn 43 Prozent der Meinung sind, KI würde Ärzte in einzelnen Bereichen ersetzen können, so bevorzugt doch die überwältigende Mehrheit mit 89 Prozent die Diagnose des menschlichen Mediziners. Vertrauen und Glaubwürdigkeit liegen demnach im Jahr 2020 definitiv auf Seiten des Menschen, nicht der intelligenten Systeme.
Für die Zukunft wünschen sich 65 Prozent der befragten Personen im Jahr 2020 mehr Tempo beim Ausbau digitaler Angebote der Medizin. Nicht unwahrscheinlich, dass die Entwicklung in den kommenden Monaten weiter an Fahrt aufnimmt und die Befragungsergebnisse der Bitkom in den kommenden Jahren diesen Trend belegen werden.
Quelle: Studie der Bitkom, veröffentlicht am 9. Juli 2020. Umfrage unter 1.193 Personen.
Link zur Studie
Bitkom ist der Digitalverband Deutschlands. 1999 gegründet, vertritt er heute mehr als 2.700 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, unter ihnen gut 1.000 Mittelständler, über 500 Startups und nahezu alle Global Player. Präsentation_Digitalhealth2020.pdf